Einführungsgottesdienst von Renate Dienst in Bern am 13. Oktober 2019

Pfarrerin Renate Dienst strahlte nach ihrer Einführung. Sie strahlte so sehr, dass sie ihre neue Gemeinde damit ansteckte und zu spontanem Applaus mitten im Gottesdienst animierte.

Ein bisschen freute sich die Gemeinde auch über sich selbst, nach einer im wahrsten Sinne des Wortes berührenden Diensteinführung.

Unter der Leitung von Pfarrer Marc Blessing aus Genf hatte Renate Dienst versprochen, mit Gottes Hilfe und «zur Ehre Gottes und zum Wohl der Gemeinde» in Bern zu amten. Danach wurde die gesamte Antoniergemeinde gefragt, ob sie bereit sei, gemeinsam mit der neuen Geistlichen «dem Aufbau der Gemeinde zu dienen.», was die Gemeinde mit einem deutlichen «Ja, mit Gottes Hilfe» bekräftigte.

Zum anschliessenden Segen bat Pfarrer Blessing die ganze Gemeinde nach vorn. Man solle doch bitte der neuen Pfarrerin die Hand auflegen und weil das dann doch zu viele Menschen seien, solle man die Schulter der jeweils vorderen Person berühren.

So blieb die Gemeinde während des Segens und auch noch, als anschliessend Kirchvorsteherinnen und Geistliche der neuen Pfarrerin Bibelwörter zusprachen. Als sich Renate Dienst danach umdrehte, strahlte sie.

Auch sonst war es ein besonderer Gottesdienst. Alles war ein bisschen schicker an diesem sonnigen Sonntagnachmittag: Rote Rosen schmückten nicht nur den Altar, sondern auch die Kanzel, das Gottesdienstblatt lag in einem von Charlotte Urwyler gestaltetem Einschlag, mit Tasso von Gültlingen gab es sogar einen Fotografen und es waren mehr Personen im Talar als Kinder im Gottesdienst.

Das lag möglicherweise daran, dass der Sonntag der letzte Berner Ferientag war und viele Familien noch nicht wieder in der Stadt waren. Der Freude tat das keinen Abbruch.

Und von Freude war viel die Rede: Freude darüber, dass die Berner Lutheraner eine neue Pfarrerin haben und die Schweizer Lutherischen Pfarrer eine neue Kollegin, aber auch in den Fürbitten, in denen der Kirchenvorstand für die neue Pfarrerin, die Gemeinde und die Welt bat, kam das Wort Freude mehrfach vor.

Und wie haben wir gesungen! Endlich war die Akustik der Kirche einmal nicht Ärgernis, sondern verstärkte die vielen kräftigen Stimmen.

In ihrer Predigt über Josua 2,1-21 sprach Renate Dienst über den roten Faden des Glaubens, der sich durch jedes Leben zieht. Glaubensgeschichten seien persönliche Geschichten, weil es Mut brauche, um auf Gott zu vertrauen. Sie sei gespannt darauf, diese Geschichte in der Gemeinde zu hören, ohne dabei den roten Faden aus dem Blick zu verlieren.

Charlotte Urwyler übertraf sich selbst und unterstrich die Predigt mit einer Choralbearbeitung von Johann Nikolaus Hanff über das Lied «Ein feste Burg».

Beim anschliessenden Apéro gab es launige Grussworte und viele Glücks- und Segenswünsche:

Andrea Hornung vom Kirchenvorstand überbrachte die Liste aller Wünsche und Ansprüche an die neue Pfarrerin. Man wünsche sich von ihr nichts weniger als die Quadratur des Kreises: Es allen jederzeit recht machen. Dazu überreichte sie vorsorglich ein Päckchen Ovomaltine, denn damit kann man bekanntlich zwar nicht besser, aber länger. Aus Basel gab es vom BELK- Vorsitzenden Jörg Winkelströter Basler Leckerli, damit Frau Dienst die Eigenheiten der Schweizer und ihrer Regionen neu und wieder entdecken kann. Aus Zürich hatten Pfarrer Thomas Riel und KV- Vorsitzende Elke Breitfeld Zürcher Sprüngli als «Versüssung» zum Dienstantritt mitgebracht. Von der christkatholischen Gemeinde als nächstem Nachbarn gab es Honig, «weil man den Bernern ab und zu Honig ums Maul schmieren muss.» Von der Berner Synode bekam Renate Dienst Berner Wein und die Erinnerung an die grösste Berner Tugend, die Geduld: «Eins nach dem Anderen».

Mit den Kalorien aus den Begrüssungsgeschenken sollte die neue Pastorin erst einmal bis Weihnachten auskommen.

Willkommen in der Schweiz, willkommen in Bern, willkommen in der Antonier-Gemeinde, Renate Dienst!

Nadja Papageorgiu