BERICHT ÜBER DAS BELK-GEMEINDESEMINAR „KIRCHE SEIN IN DER WELT DER RELIGIONEN“ im HAUS DER RELIGIONEN, BERN, 3. NOVEMBER 2018

Erfreulich zahlreich waren die Teilnehmenden des letztjährigen Seminars – was einerseits auf das interessante Thema sowie den Ort der Austragung, und andererseits auf die Konfirmandengruppen aus den BELK-Gemeinden zurückzuführen war. Die Konfirmand/inn/en waren bereits am Vortag angereist und hatten in Bern übernachtet. 

Ein bunter Haufen Jugendlicher stürmte am Samstagmorgen (3.11.2018) aus der Strassenbahn, die direkt am „Haus der Religionen“ hielt. Ein kurzes Innehalten und „Sortieren“ auf den Treppen – für ein Gruppenfoto – und dann erwartete alle ein kleiner Empfangs-Imbiss. Zahlreiche Gemeindemitglieder der BELK-Gemeinden aus Basel, Bern, Genf und Zürich waren bereits anwesend. Bis zum offiziellen Beginn des Seminars verblieb Zeit zum Sich-Kennenlernen und für angeregte Gespräche. 

Gegen 11 Uhr versammelten wir uns im „Dialogbereich“ des Hauses, einer Art Aula. Dort erläuterte uns lebhaft und anschaulich eine junge Mitarbeiterin die Geschichte dieses einzigartigen „Hauses der Religionen“. Hier leben seit 2015 ständig 5 Religionen zusammen: Hindus, Muslime, Christen, Aleviten und Buddhisten haben, auf zwei Stockwerke verteilt, ihre eigenen Religionsräume. Juden, Baha’i und Sikhs verfügen zwar über keine eigenen Sakralräume, stellen sich jedoch in den betreffenden Schaukästen im „Dialogbereich“ vor. Sie sind Teil des Vereins, der das Haus der Religionen betreibt und beteiligen sich am inhaltlichen Programm dieses Hauses. 

Nach dieser Einführung konnten alle Anwesenden Fragen stellen. Besonders die Jugendlichen interessierte das Zusammenleben dieser vielen Glaubenskulturen unter einem Dach, die Bereitschaft für Dialog und zu gegenseitigem Verständnis, Konflikt-Bewältigung, Toleranz gegenüber der „anderen“ Glaubensgemeinschaft und deren spezifischen Tradition. Ging es um rein theologische Fragen, übernahmen die BELK-Pfarrer deren Beantwortung.

Danach wurden wir in Gruppen eingeteilt. Die Jugendlichen hatten ihr eigenes Programm – workshops, von den Mitarbeitenden im Haus der Religionen gestaltet. Die eine Gruppe produzierte mehrere kurze Radiosendungen zum Thema „Wo begegnen mir Menschen anderer Religionen?“ Die andere Gruppe lernte die Räume der Religionen kennen, die im Haus der Religionen vertreten sind. 

Die Erwachsenen versammelten sich im sog. Kirchenraum – einem grossen, hellen Raum – geschmückt über eine ganze Wand hinweg mit Ikonen der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche. Der Herrenhuter Adventsstern hängt das ganze Jahr über von der Decke (zusammengesetzt passte er nicht mehr durch die Tür). Jede christliche Gemeinschaft, die hier Gottesdienst feiert, kann dazu diesen Raum nach ihren Bedürfnissen gestalten. Wir nahmen in den Stuhlreihen Platz und Pfr. Falko v. Saldern (Bern) erläuterte kurz den Programmablauf.

Es folgte ein spannender Vortrag von Frau Katharina Heyden, Professorin für Ältere Geschichte des Christentums und der interreligiösen Begegnungen, UNI Bern. Thema war „Fremden-liebe als christliche Geisteshaltung“ , Untertitel: Glauben alle an denselben Gott? Oder: Vom Zusammenhang zwischen Gotteserscheinung (Theophanie) und Gastfreundschaft (Philoxenie). Das Referat umfasste 4 Themenbereiche mit den jeweiligen Quellen-Nachweisen aus der Antike: 

1. Gottesbilder
2. Mamre – ein Begegnungsort der Religionen in der Antike
3. Abrahams Gastfreundschaft und Fremdenliebe
4. Wenn ein Bild von Gott die Gastfreundschaft der Menschen verdrängt…

In kleinen Gruppen aufgeteilt, diskutierten die Teilnehmenden lebhaft die ihnen zugewiesenen Texte und berichteten in einem Schlussakt kurz über den Verlauf und das Ergebnis ihrer Gespräche. 

Die Jugendlichen kamen von ihrem Sonderprogramm zurück und gemeinsam begaben wir 

uns zum Ayurvedischen Mittagessen in einen anderen Teil des Hauses. Wir waren mehr Teilnehmende als ursprünglich angemeldet, aber das war für das verantwortliche Verpflegungsteam kein Problem. Schnell wurden noch zusätzliche Tische und Stühle herbei geschafft. Das Essen-fassen am Buffet verlief sehr diszipliniert und rasch. Das Essen war sehr gut und reichlich.

Um 14h30 begaben wir uns alle zurück in den Kirchenraum, wo die Stuhlreihen in einem grossen Kreis angeordnet wurden – für die Schluss-Andacht mit Abendmahl. Pfarrerin Nina v. Saldern (Bern) folgte in ihrer Andacht einer Vorlage der Herrenhuter Gemeinde.

Nach dem Abendmahl und dem Segen wurde der Kirchenraum durch viele hilfreiche Hände

in sein ursprüngliches Aussehen zurück geräumt. Wir verabschiedeten uns voneinander und jede/r kehrte in seine Gemeinde zurück, in dem Bewusstsein, einen sehr interessanten Tag mit neuen Erkenntnissen erlebt zu haben. Unser aller Dank geht an das Ehepaar v. Saldern (Bern), die uns diese ungewöhnliche Form der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Religionen ermöglicht haben.

Im Namen der Deutschsprachigen Gemeinde Genf,
Heidi Krause