Lieber Pfarrer Sobko, liebe Frau Sobko, liebe Festgemeinde!
Sie haben als Gemeinde und Kirchenvorstand einen intensiven und phasenweise schweren Weg hinter sich. Es stand viel auf dem Spiel und sie haben sich offen mit den Zukunftsfragen und der Identität ihrer Kirche auseinander gesetzt. Dass sie diesen Prozess nicht gescheut haben, dafür habe ich grosse Hochachtung. Im Austausch mit Herrn Meidert habe ich auch von grosser Unterstützung erfahren, hier vor Ort durch Pfarrer Jung und kontinuierlich auch durch Pfarrer Zilker und andere Pfarrpersonen. Es war eine Durststrecke mit ungewissem Ausgang.
Wenn sie jetzt zurückschauen auf das vergangene Jahr, kann sie die Weihnachtsbotschaft Pfarrer Sobkos in ihrem Gemeindebrief ermuntern: „Engel sind Wegbegleiter oder auch Weggefährten. Sie gehen den Weg (auch manchen sehr schweren Weg) mit.“ Manche von ihnen sind in diesem Sinne Engel gewesen, die z. B. mit Frau Trieba den schweren Weg des Abschieds von ihrem Mann und des Abschieds von Ihnen und Vaduz mitgegangen sind. Andere sind Engel gewesen, die dafür gesorgt haben, dass das Gemeindeleben weiter ging. Dazu gehört ja sehr viel mehr als nach der Heizung zu sehen und Organisatorisches im Blick zu haben. Wieder Andere haben den Bewerbungsprozess geleitet und begleitet, beraten und nach Lösungen gesucht, Erwartungen und Enttäuschungen geteilt und den Mut doch nicht verloren. Und wie ich gehört habe, gab es hier immer wieder Musik als Nahrung für die Seelen – war das vielleicht auch ‚Engelsmusik‘?
Viele von ihnen, die sie hier heute beisammen sind, haben im vergangenen Jahr ihre Engel-Eigenschaften entfaltet – entfalten müssen. Vielleicht passt da sogar das Bild, dass Engel Flügel haben. Sie haben nämlich ihre Flügel entfaltet und können jetzt u. U. anderes und mehr als noch vor einem Jahr. Ich bitte Sie, falten sie jetzt nicht ihre Flügel wieder ein und legen sie sie nicht ab oder sogar in einen Karton auf dem Speicher, wo sie verstauben. Nutzen sie alle die Flügel, die Sie entfaltet – entwickelt haben, für das, was kommt!
Lieber Pfarrer Sobko, liebe Frau Sobko, das wenige, was ich über sie weiss, lässt mich nur bruchstückhaft erahnen, dass sie wohl schon häufig erlebt haben, wie Menschen ihre Fähigkeiten entfaltet haben. Und dieses ist um so beglückender, wenn man zuschauen kann, wie Herausforderungen oder Krisen buchstäblich die Flügel – die Fähigkeiten wachsen lassen. Ich wünsche Ihnen, dass sie viel Neugier und Freude daran haben werden, die Flügel der einzelnen Gemeindemitglieder schnell entdecken und zu einer weiteren Entfaltung beitragen können. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass Ihre Flügel hier in Vaduz weiter wachsen können.
Ich möchte Sie bitten, einen ganz kleinen Moment inne zu halten und zu überlegen, wer von den Anwesenden im vergangenen Jahr für Sie zum ‚Engel‘ geworden ist. Senden sie ihm oder ihr einen Gedanken des Dankes. Und dann fragen sie sich, welche Strebe in ihrem eigenen Flügelwerk noch klemmt und demnächst gerne am richtigen Platz genutzt werden möchte, damit sie miteinander eine immer lebendiger werdende Gemeinschaft im Geben und Nehmen werden. Wie heisst es so schön in der Überschrift ihres Vorstellungstextes in der BELK Broschüre:
WEGE GEHEN: MITEINANDER – FÜREINANDER – ZUEINANDER
Dazu wünsche ich Ihnen von Herzen Gottes Segen und ein weihnachtliches ‚Gloria in exelsis Deo‘ auf den Lippen, sowie das leichte Vibrieren Ihrer Engelsflügel auf dem Rücken und im Herzen.
In herzlicher Verbundenheit grüsst Sie, grüsst Euch
Elisabeth Benn (in Abwesenheit verlesen)