
So wie es im vergangenen Sommer Verabschiedungen von zwei Pfarrern gab, so haben wir diesen Herbst zwei neue Pfarrer in ihr Amt eingeführt: Pfarrer Kaj Engström am 18. Oktober in Bern und Pfarrer Matthias Burghardt am 2. November in Genf.
Kaj Engström hat im September die Finnenpastoration von Pfarrer Juha Eklund übernommen, allerdings mit einem reduzierten Stellenumfang von 30% (vorher Vollzeitstelle). Da ist es gut, dass er in einem langen abwechslungsreichen Berufsleben Erfahrungen in der Gemeindearbeit, in der Betreuung von Finnen im Ausland, im ökumenischen Bereich, als Notfallseelsorger und in der Urlauberseelsorge sammeln konnte. Um die Fokussierung auf das Wesentliche ging es auch in seiner Predigt im Einführungsgottesdienst: Wozu bzw. wie sollte man sein zur Verfügung stehendes Zeitkontingent nutzen? In sehr anschaulicher Weise brachte er der anwesenden Gemeinde folgende Geschichte nahe:
‚Eines Tages wurde ein alter, in Ehren ergrauter Professor gebeten, im Rahmen einer anspruchsvollen Tagung ein Referat zum Thema „Zeitmanagement“ zu halten. Der Professor beobachtete seine Zuhörer, einen nach dem anderen und sprach dann: „Wir werden ein Experiment machen.“ Mit diesen Worten stellte er ein sehr großes gläsernes Gefäß auf den Tisch. Dann holte er unter dem Tisch ein Dutzend Steine hervor, die jeweils ungefähr so groß wie Tennisbälle waren und legte sie vorsichtig, einen nach dem anderen in die gläserne Schüssel. Als das Glas gefüllt und es unmöglich war, noch einen zusätzlichen Stein hinein zu tun, blickte der Professor die Tagungsteilnehmer an und fragte: „Ist das Glas voll?“ Alle antworteten spontan: „Ja!“ Der Professor wartet noch ein paar Sekunden und fügte hinzu: „Wirklich?“
Darauf holte er unter der Tischplatte einen Behälter mit Kies hervor. Mit Sorgfalt kippte er den Kies über die großen Steine, schüttelte dabei hin und wieder das Glas leicht, bis der Kies zwischen den großen Steinen hindurch zum Boden des Glasgefäßes vorgedrungen war. Abermals blickte der alte Professor auf sein Publikum und fragte erneut: „Ist dieses Glas jetzt voll?“ Dieses Mal durchschauten die Tagungsteilnehmer das Spielchen des Professors! Einer der Manager antwortete: „Sehr wahrscheinlich nicht!“ „Gut!“ antwortete der Professor. Er beugte sich wieder und dieses Mal holte er unter der Tischplatte einen Kessel voll trockenem Sand hervor. Vorsichtig kippte er den Sand in das große Glasgefäß und der Sand füllte die Hohlräume zwischen den Steinen und dem Kies aus. Erneut fragte der Professor seine Zuhörer:“Ist das Glas jetzt voll?“ Die gespannten Kursteilnehmer antworteten ohne zu zögern: „Nein!“ „Gut!“ erwiderte der alte Professor, und wie zu erwarten war, nahm er einen Krug mit Wasser und füllte das Glas bis zum oberen Rand. Dann blickte er auf seine „Schüler“ und fragte: „Welche große Wahrheit lässt sich mit diesem Experiment beweisen?“ Ein Tagungsteilnehmer antwortete, nachdem er über das Thema des Kurses und über das Gesehene nachgedacht hatte: „Das Experiment beweist, dass man auch wenn der Terminkalender noch so voll ist, noch ein paar weitere Termine hinzufügen kann – wenn man wirklich will!“ „Nein!“ antwortete der Professor. „Das ist es nicht! Dieses Experiment beweist folgende große Wahrheit: Wenn man nicht zu aller erst die großen Steine in den Glasbehälter legt, lassen sich nicht alle Dinge und ganz besonders nicht mehr die großen Steine im Glas unterbringen!“ Da breitete sich unter den Zuhörern ein nachdenkliches Schweigen aus. In die Stille hinein fragte der Professor: „Welches sind die großen Steine in eurem Leben? Sind es
• die Gesundheit
• die Familie
• die Freunde
• tun was man mag
• Träume verwirklichen
• lernen
• einer Sache dienen
• sich entspannen
• sich Zeit nehmen
• oder . . . etwas ganz anderes?“
„Was man sich unbedingt merken muss, ist, wie wichtig diese großen „Steine“ in unserem Leben sind! Wenn man den Lappalien, dem „Kies“ und dem „Sand“ den Vorrang gibt, füllt man sein Leben mit Nichtigkeiten und die kostbare Zeit, in der man sich den wichtigsten Elementen seines Lebens widmen sollte, geht verloren und ist nicht mehr verfügbar!“ „Vergessen sie also nie, sich die Frage zu stellen: Welche sind die „großen Steine“ meines Lebens? Legen sie diese Steine zuallererst in ihr Glas, ihr Leben und fügen sie erst dann kleinere Steine, Sand und Wasser hinzu!“ Mit einer freundlichen Handbewegung und einem leisen Lächeln verabschiedete sich der alte Professor von seinem nachdenklichen Publikum und verließ ohne Hast den Saal.‘
Pfarrer Engström wird in seiner Arbeit vor ebendieser Aufgabe stehen, die sich auf etwa 10 Tage Anwesenheit in der Schweiz pro Monat beschränken wird. In dem Sinne hat er keine Gelegenheit ausgelassen, mit den anwesenden Gemeindemitgliedern Kontakt aufzunehmen und erste Bande zu knüpfen.
Pfarrer Engström und Pfarrer Burghardt, der neue Teilzeitkollege zu Pfarrer Blessing in der deutschsprachigen Gemeinde in Genf kommen erstaunlicherweise aus derselben Region Europas. Ihre Lebensorte Helsinki und Tallinn in Estland, wo Burghardt Pfarrer der deutschsprachigen ev.-luth. Gemeinde ist, sind durch nur 80 km Ostsee voneinander getrennt. Beide werden für ihre Arbeit zwei Lebensorte haben, während Pfarrer Engström in der Schweiz fern von seiner Familie arbeiten wird, wird Pfarrer Burghardt durch die 25% Stelle in Genf mehr Zeit mit seiner Familie verbringen können, denn seine Frau arbeitet im Lutherischen Weltbund.
Pfarrer Burghardt, der viel Erfahrung, Engagement und Kreativität aus Auslandsgemeinden mitbringt, hat seine Arbeit in Genf Mitte September aufgenommen. Neben den Gottesdiensten liegt sein Schwerpunkt in der Kinder- und Jugendarbeit. Er hält Minikirche und gibt Religions- und Vorkonfirmandenunterricht. Wo er kann, setzt er sich auf vielfältige Weise in der Gemeinde ein, z.B. leitete er bei anhaltendem Regen den grossen St.-Martins-Umzug durch die Genfer Altstadt. Die Gemeinde hat ihn im Einführungsgottesdienst herzlich willkommen geheissen und alle Vorstandsmitglieder sowie Andy Willis, der Pastor der englischsprachigen Gemeinde, legten ihm segnend die Hand auf. <br /><br /> Schon in der ersten Begegnung fällt bei beiden ihre Tatkraft und ihre Offenheit im Zugehen auf Menschen auf. Sowohl die finnischen Lutheraner in der Schweiz als auch die Mitglieder der deutschsprachigen Gemeinde in Genf werden bei ihren neuen Pfarrern ein offenes Ohr finden und eine herzliche und klare frohe Botschaft hören.
Der Vorstand des BELK wünscht beiden eine gute und gesegnete Zusammenarbeit in ihren Gemeinden.
Genf, 19. Nov. 2014
Elisabeth Benn, Irmtraut Dehning