43. BELK-BUNDESVERSAMMLUNG am 21. MÄRZ 2015 in Zürich

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Zürich war Gastgeberin der diesjährigen BELK- Bundesversammlung, zu der VertreterInnen des BELK-Vorstandes, sowie Delegierte und Gäste aus den verschiedenen BELK-Gemeinden (Basel, Bern, Genf, Vaduz und Zürich) gekommen waren. Das Thema war diesmal: Die diakonische Dimension kirchlichen Handelns.

Der sehr herzliche Empfang der Züricher GastgeberInnen liess uns das scheussliche Regenwetter draussen vergessen. Für die Genfer Delegation, die die längste Anfahrtsstrecke hatte, war die Zeit für Kaffee und Gipfeli etwas kurz geraten – denn pünktlich um 10h30 begann der 30-minütige Gottesdienst, den Pfr. Johannes Lehnert sehr eindrucksvoll gestaltete. Das Markus-Evangelium, Kapitel 10, bildete die Grundlage seiner Ausführungen um die Begriffe Herrschaft und Machtanspruch sowie Demut und Dienen. Wie in all seinen Predigten, fand Pfr. Lehnert auch hier die treffenden Worte als Übergang und Leitfaden zur nachfolgenden Bundesversammlung.

Der Geschäftsteil der Bundesversammlung fand im Gemeinderaum statt. Die Präsidentin Elisabeth Benn begrüsste alle Anwesenden, besonders die Gäste und den Alt-Präsidenten Henry Newman. Danach wurden die einzelnen Punkte der Tagesordnung besprochen und markante Ereignisse aus den Jahresberichten des Vorstands, des Pfarrkonvents und des Martin-Luther-Bundes hervorgehoben.

Magold_Bundesversammlung

Die Finanzen – von der Schatzmeisterin Dagmar Magold vorbildlich präsentiert und erläutert – konnten rasch abgewickelt werden. Frau Magold gab ihr Amt zum Ende dieser Bundesversammlung ab. Nachdem niemand für dieses Amt kandidierte, werden Vorschläge für Kandidaturen aus den Gemeinden bis zum 30.04.2015 erbeten. Einer der Revisoren, Dr. Gerhard Lukas, gab aus Altersgründen ebenfalls sein Mandat zum Ende dieser Vollversammlung ab. Martin Magold kandidierte und wurde einstimmig zu Dr. Lukas‘ Nachfolger ernannt.

Lukas_Bundesversammlung

Die Präsidentin, Frau E. Benn, kann aus beruflichen Gründen ihr Amt nur noch bis zur nächsten BELK- Bundesversammlung (am 12.03.2016) ausüben. Dieser einjährigen Amtsverlängerung wurde ebenfalls durch eine Wahl einstimmig entsprochen.

Der vorgelegte Änderungsentwurf der BELK-Statuten (Stand 11.03.2015) wurde eingehend besprochen, die erneuten Änderungsvorschläge notiert mit der Auflage, eine endgültige Version zur Annahme durch die nächste Vollversammlung zu erstellen.

Mit etwas Verzögerung wurde der Sitzungsraum schnell zum Essraum umfunktioniert und das angelieferte Mittagessen mit grossem Appetit verzehrt. Grosser Dank gebührt dem Organisationskomitee und den Kuchenbäckerinnen der Züricher Gemeinde! Alles klappte vorzüglich.

Um den straffen Zeitplan einzuhalten, begaben wir uns gegen 14 Uhr per Strassenbahn zu unserem nächsten Treffpunkt, dem Café Yucca der Stadtmission, wo die Mitarbeiter uns mit Kaffee und Kuchen bewirteten. Zunächst erläuterte uns Pfr. Dr. Christoph Sigrist vom Grossmünster Zürich die reformierten Grundideen der Sozialarbeit von Huldrych Zwingli, die er versucht umzusetzen. Für Zwingli ist die Armut ein theologisches Problem, dem sich die Kirche stellen muss, doch nicht durch Almosen geben, sondern indem sie darauf dringt, dass der Staat Fürsorgeeinrichtungen schafft. Die Gemeinden sollen den politisch Verantwortlichen zuarbeiten, indem sie z.B. aus „Kirchenprunk, Geld für die Armen macht“ und die „unechten Armen, die faulen Säcke“ zum Arbeiten befähigt.

Pfr. Sigrist war beeindruckend in seiner Art, die Nöte lautstark auch in der Politik anzusprechen, ein soziales Informationsnetzwerk herzustellen und Spenden von Vermögenden einzuwerben. Es braucht Finanzen, Räume, Kontaktmöglichkeiten und Professionalität, um der Armut zu begegnen, die immer mehr im Zusammenhang mit der Integrationsproblematik steht. Die neue Situation und Herausforderung für Kirche und Staat ist die plurale Gesellschaft, die sich z.B. darin zeigt, dass in manchen Stadtteilen die Hauptbevölkerungsgruppe innerhalb von 10 Jahren wechselt. Pfr. Sigrist ist politisch sehr engagiert, was in seiner Gemeinde gut geheissen wird (seine freie Art, diese Problematik anzusprechen, würde in der Genfer Regierung auf grössten Widerstand stossen!). Der Vortrag ging allen Anwesenden unter die Haut – spannend und sehr interessant.

In der Zwischenzeit bemerkten wir etliche Personen, die bereits vor der (noch verschlossenen) Eingangstür des Café Yucca warteten, obwohl erst um 16 Uhr Einlass ist. Unsere Gruppe wurde dann in einem kleinen Nebenraum, als Kapelle eingerichtet, von Mitarbeitern über den Ursprung (aus einem Jugendcafé wurde ein „Wohnzimmer mit Yucca Palme“) und die Arbeit des Cafés als Teil der Zürcher Stadtmission informiert. Es ist ein Treffpunkt mitten in der Altstadt, ein verlässlicher, vertraulicher Ort für Menschen, die nicht in die umliegenden Trendlokale passen oder gerade in einer kritischen Lebenssituation sind. Hier können sie verweilen, Kontakte knüpfen, miteinander ins Gespräch kommen. Die Mitglieder des Café Yucca helfen mit Information, Sozialberatung und handfester Unterstützung bei existenziellen Nöten (z.B. Übernachtungsmöglichkeit, warmes Essen, medizinische Versorgung). Es konnten dann noch weitere Fragen an das Café Yucca-Team gestellt werden.

Pfr. Lehnert schloss um 16h15 mit einem Reisesegen diesen ereignisreichen Tag ab. Beim Verlassen des Café Yucca sahen wir die Gäste – manche allein am Tisch, andere in Grüppchen zusammen sitzend, aber alle mit der Zuversicht, hier einen warmen Ort der Achtung und des Respekts sowie ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte gefunden zu haben. Pfr. Lehnerts Worte in seiner Morgenandacht – Demut und Dienen – sind hier gelebte Wirklichkeit.

Heidi Krause und Irmtraut Dehning (Genf, dt.spr. Gemeinde)